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Nachgedacht

Pfarrer

Marc-Albrecht Harms

Als Kirche haben wir seit vielen Jahrhunderten die Kompetenz für die Erfahrung für Raum. Wir haben Räume geschaffen, in denen Menschen staunen, dem Geheimnis Gottes begegnen, religiöse Erfahrungen machen und Gemeinschaft erleben.

In diesem Jahr wird unsere Friedenskirche 150 Jahre alt. Im September werden wir unser Jubiläum gebührend mit einer Reihe von Veranstaltungen feiern.

Vor 150 Jahren haben unsere Vorfahren im Glauben die Friedenskirche erbaut und damit ihrer Auffassung von Raum, Ästhetik und Glauben Gestalt gegeben. Menschen brauchen Räume, in denen sie dem Geheimnis Gottes näher kommen können als auf dem Markt oder beim Shoppen. Menschen brauchen Erfahrungen, die über Texte und ihr Verständnis hinausreichen. Das Wort ist nicht alles. Das Wort war Fleisch und wohnte unter uns in einer Herberge, noch mehr: in einem Stall hinter der Herberge.

Kirche ist Herberge. Und wir als Gemeinde sind so etwas wie Herbergseltern. Wir beherbergen auf Zeit. Das macht frei. Wir sind Kirche bei Gelegenheit und sind auf Zeit Herberge für Pilger im Glauben, die weiterreisen.

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ Psalm 31,9. Der Beter des Psalmes staunt. Gottes Umgang mit dem Menschen ist einer, der aus dem Vertrauensüberschuss lebt. Der weite Raum ist ein Raum sicherer Freiheit. So sind wir als Pilger im Glauben unterwegs, um die Weite des Raumes abzuschreiten und auszuloten, die Gott uns schenkt.

In diesem Raum kommt alles auf den Tisch, was Seele und Leib belastet, wie Trauer und Klage, und ebenso das, was Seele und Leib erfrischt, wie Evangelium, Brot und Wein.

Und so ist unsere Friedenskirche der Raum, um die Wahrheit Gottes zu erspüren. Unsere Friedenskirche ist der Ort, an dem die Mauern von Gottes Wort zeugen und die Wände von den Gebeten der Gottsucher durchbetet sind. Sie ist der Ort, an dem die Orgel von der Güte Gottes singt und der Altar Sein Geheimnis bewahrt.

Kirche ist Herberge auf Zeit. Sie ist nicht die Wahrheit und hat die Wahrheit nicht gepachtet, aber hier kann man die Wahrheit von Weitem entdecken.

Ihr Pfarrer Marc-Albrecht Harms