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Abschied von Fredo Sander

Fredo Sander war eines unserer ältesten Gemeindemitglieder, und hat sich viele Jahrzehnte für die Belange der Friedenskirchengemeinde eingesetzt hat. Als Mitglied des Presbyteriums, von 1970 bis 1996, und davon über 10 Jahre als dessen Vorsitzender hat Fredo Sander die Geschicke unserer Gemein- de geleitet und tatkräftig mitgestaltet.

Unser Kindergarten auf der Schwertstraße und die Erzieherinnen haben viel von seinem Engagement profitiert. So hat Fredo Sander es seinerzeit für die stellvertretende Leiterin geschafft, gegen Widerstände im Presbyterium und auch gegen Einwände des Landschaftsverbandes, dass die Mitarbeiterin, nachdem sie Mutter geworden war, in Teilzeit auf ihre Stelle zurückkehren konnte. Das war 1990 noch eine große Ausnahme und zeigt deutlich, dass Fredo Sander die Gemeinde mit seinen – für damalige Zeiten – modernen Ansichten beeinflusst hat

.Unvergessen sind die mehrfachen, sehr beliebten Urlaubsreisen nach Sils-Maria in der Schweiz, die Fredo Sander umsichtig und mit großem Engagement und Freude für die Gemeindemitglieder organisiert hat. Noch an seinem 100. Geburtstag zeigte er mit leuchtenden Augen die Erinnerungsfotos der begeisterten Reisegruppe.

Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Presbyterium blieb er der Friedenskirche und dem Evangelischen Gemeindeverband viele Jahre eng verbunden. Seine geliebte Skatrunde mit den Weggefährten seiner Presbyterzeit traf sich regelmäßig zum gemeinsamen Spiel und Austausch im Gemeinde- haus.

Für den Gemeindeverband pflegte er jahrelang das Gemeindearchiv und war bei den Mitarbeitern des Verbandes ein gern gesehener Gast.

Bis zum Beginn der Coronapandemie war Fredo Sander ein regelmäßiger Besucher unserer Gottesdienste in der Friedenskirche und freute sich immer sehr bekannte Gesichter zu sehen. Er zeigte auch weiterhin noch großes Interesse an der Entwicklung der Gemeinde.

Fredo Sander starb im November 2023 im Alter von fast 101 Jahren.

Günter Kruszona

 

 
 

 

Lebensstationen meines Vaters Fredo Sander

Am 15.02.1923 wurde Fredo in Königswalde geboren. Er war in der Altersreihenfolge der 4. Junge in der Familie. Er hatte noch einen jüngeren Bruder und 3 jüngere Schwestern. 1932 brach über seine Familie das Unglück aus. Fredos Mutter starb im Alter von 39 Jahren im Wochenbett bei der Geburt der jüngsten Schwester. Damit endete das unbesorgte Familienleben, insbesondere das der Kinder. Dank der Großeltern von Fredo blieb die fürsorgliche Familienstruktur und die familiäre Zusammengehörigkeit erhalten. Wenn Fredo von seinem Elternhaus in seiner Familie erzählte, haben wir Kinder, meine Schwestern Heidi und Brigitte und ich, immer
mit offenem Mund, in der Regel am Abendbrottisch, unserem Vater zugehört. Es war wie eine Schilderung aus einem Märchenland. Oftmals haben wir Kinder gemeint, Königswalde sollte eigentlich „Kaiserswalde” heißen.

Nach dem Ende seiner Schulzeit begann er 1937 eine Lehre als Orthopädieschuhmacher, die 1940 mit der Gesellenprüfung erfolgreich endete. Die ersehnte Weiterbildung an der Fachschule verhinderte der Krieg.
Im März1942 wurde Fredo Soldat bei der Luftwaffe und wurde im November 1942 zu Kampfeinsätzen in Nordafrika eingesetzt. Im Mai 1943 ging er in amerikanische Gefangenschaft, die mit vielen Zwischenstationen am 03.01.1946 in Münster endete.

Bis er eine Bleibe in Krefeld fand dauerte es noch eine ganze Weile. Zunächst konnte er auf einem Bauernhof in Oppum arbeiten. Hier lernte er auch seine spätere Ehefrau Katharina (Käthe) kennen, die ihre Tochter Heidi mit in die Partnerschaft brachte. Fredo und Heidi mochten sich von Beginn an. Im Sommer 1946 fing er als Arbeiter, be- fristet, bei der Eisenbahn an und nutzte die Gelegenheit über die Jahreswende 1946/47 mit seiner Käthe über die Zonengrenze in den russisch besetzten Teil Deutschlands nach Königswalde zu kommen, um seinen Eltern seine Braut vorzustellen.

1947 wurde der Sohn Rolf geboren, 1950 starb Fredos Vater einen Tag vor Fredos Hochzeit mit Käthe und 1950 wurde die Tochter Brigitte geboren. 1950 begann auch seine neue beruf- liche Zukunft. Er wurde zu der im Aufbau befindlichen Landesbehörde „Finanzbauamt” vermittelt. Dort hat er bis zu seiner Altersrente auch gearbeitet. Vom Aktenverteiler zum Abteilungsleiter „Finanzen”. 1953 zog die Familie von dem Bauernhof in Oppum nach Krefeld auf den Vluyner Platz 7-8 um, wo Fredo bis zu seinem Tod gewohnt hat.

Von Jahr zu Jahr ging es in kleinen Schritten der Familie wirtschaftlich besser. Fredo umsorgte seine Familie. Freizeit wurde im Familienverbund gestaltet, der Stadtwald, der Hülser Berg waren die angesagten Naherholungsgebiete neben den häufigeren Besuchen bei den Schwiegereltern in Oppum. Diese Ziele waren auch bei den Kindern angesagt. Die erste große Reise führte 1960 in die DDR nach Zwickau zu Fredos Schwester Inge, die mit ihrem Mann Armin einen Bauernhof bewirtschaftete und auch einigermaßen Platz für Gäste hatte.

Mit dem Heranwachsen der Kinder, die sich langsam abnabelten, veränderte sich auch die Freizeitgestaltung. Als Ausgleich zu seiner Büroarbeit ent- deckte er den Garten, der zum Wohn- haus gehört. Er mähte den Rasen, er pflegte die Beete und er entdeckte die Gemeindearbeit in der Friedenskirche. Hier war er 25 Jahre im Presbyterium tätig. 1988 war dann auch die Zeit im Finanzbauamt zu Ende und es wurden gerne Reisen in den Bayrischen Wald, den Schwarzwald und auch gerne und immer wieder in die Schweiz unternommen, mit einem liebgewonnenen Freundeskreis aus der Friedenskirchengemeinde in den Engadin.1990 bis in die 2000er Jahre kamen Besuche in den neuen Bundesländern, besonders im Erzgebirge zum „Normalreiseprogramm” hinzu.

2006 starb seine geliebte Käthe und auch bei Fredo machte sich das Alter bemerkbar. Vieles ging nicht mehr, aber seine Wohnung am Vluyner Platz wollte er auf keinen Fall verlassen. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, 2023 100 Jahre alt zu werden. Das hat er erreicht.

Rolf Sander